Vor erst 40 Jahren, im Jahre 1964 erstellt, erfährt der Verkehrsknotenpunkt ‚SBB-Unterführung Acherli’ in Seewen bereits die zweite grosse bauliche Veränderung. 1982 wurde durch Inbetriebnahme der Umfahrungsstrasse H8 (zwischen Verkehrsamt und Autobahnanschluss) an gleicher Stelle eine Kreuzung geschaffen und das Vortrittsrecht neu geregelt. Der Kanton investiert nun erneut 2,232 Mio. Franken, um da einen 29-Meter-Durchmesser-Kreisel zu realisieren. Besonderheiten: die Form eines ‚G’ sowie ein Bypass. Letzterer dient der Verkehrsabnahme ab den beiden A4-Ausfahrten Richtung Seewen. Der Kreisel soll unter anderem den Verkehrsfluss nach der Eröffnung des Coop-Centers im nahe gelegenen ‚Steinbislin’ abfangen. Täglich werden zusätzlich 5’000 Fahrzeugbewegungen erwartet.
Von Peter Rickenbacher
Er ist noch gar nicht so alt, der ‚Acherli’-Verkehrsknotenpunkt in Seewen. Und schon wird er wieder umgebaut. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher erklärt, warum dies der Fall ist. Angefangen hat die Seebner Verkehrs-Geschichte im ‚Acherli’ eigentlich bei der ‚Rössli’-Barriere… Denn kilometerlange Auto-Kolonnen von Lauerz bis nach Ibach, die gehörten anfangs der 60er-Jahre in Seewen zum Alltag. Bis zur Eröffnung des Seelisberg-Autobahntunnels führte die kürzeste Nord-Süd-Verbindung quer durch den Schwyzer Talkessel; via Goldau – Bernerhöhe – Lauerz dem See entlang nach Seewen, entlang der Badstrasse Richtung Bahnhof und dann weiter via S-Kurve gegen Ibach – Brunnen – und Axenstrasse.
‚Weltbekannte’ Seebner Barriere Eigentlich rollte der Verkehr auf diesem Streckenabschnitt durch die Urschweiz; schöne, praktische und schnelle Automobile gehörten zur Errungenschaft der modernen Zivilisation. Wäre da nur nicht mitten im schwyzerischen Seewen… die SBB-Barriere beim Hotel ‚Rössli’ gewesen. Mehr geschlossen als geöffnet waren die Schranken, um den auto- und dorfinternen Personenverkehr vor den heranbrausenden Zügen auf der SBB-Gotthardstrecke zu schützen. So konnte und durfte es nicht weitergehen, da waren sich alle einig. Die Nerven der Automobilisten und der Anwohner lagen oftmals blank.
Unterführung im Acherli brachte Entlastung Die Lösung des ‚Knotens’ brachte schliesslich eine Umfahrung westlich des Dorfes. Im ‚Acherli’ wurde nach mehrmonatiger Bauzeit am 3. Juli 1964 die neue SBB-Unterführung eröffnet. Gleichzeitig seiner Bestimmung übergeben wurde das neu erstellte Strassenstück zwischen dem heutigen ‚Barcarola’, am Gaswerk vorbei bis zur Kreuzung Bahnhof-/Bienenheimstrasse. Erst seit diesem Zeitpunkt verläuft die Bahnhofstrasse in diesem Abschnitt ganz den SBB-Geleisen entlang.
‚Rössli’-Barriere aufgehoben Noch etwas über ein Jahr lang blieb die ‚Rössli’-Barrière als solche erhalten. Sie diente fortan einzig dem dorfinternen Personenverkehr. Barrierenwärter Fässler wurde von den SBB eine andere Arbeit zugewiesen. Sämtlicher Automobilverkehr vom Unter- ins Oberseewen bzw. in umgekehrter Richtung wich fortan via Acherli-Unterführung aus. Die Modernisierung des Strassennetzes hatte aber auch seine Schattenseiten; auf einen Schlag wurde das Gewerbe entlang der ‚alten’ Gotthardachse im Unterseewen vom Lebens-Nerv abgeschnitten. Besonders arg traf es das grosse Hotel ‚Rössli’. Ueber Nacht wurde ihm der Passantenstrom geraubt. Der verstorbene Wirt Willy Burkhalter war es denn schliesslich, der sich vehement für eine Unterführung anstelle des geschlossenen Barrierenübergangs bei seinem Hotel ‚Rössli’ stark machte. Doch die Eröffnung der Unterführung am 31. August 1966 vermochte die Fahrzeugströme nicht mehr auf die ‚alte’ Strasse (Badstrasse) zurückzubringen. Das Gewerbe im Unterseewen wurde seiner Einnahmen beraubt. So litten die Bettwarenfabrik, die Metzgerei, die Tankstelle und die andern Gastrobetriebe im untern Dorfteil Seewens massiv unter der ‚erlösenden’ Dorfumfahrung…
Kreisel im Bau Am 12. Januar 2004 sind die Baumaschinen also wieder aufgefahren. Es entsteht ein zweispuriger Kreisel mit 29 Metern Durchmesser. Ab September 2004 soll der Verkehr auf diesem neuen Strassenstück rollen, rechtzeitig vor der Eröffnung des Coop-Marktes am 21. Oktober 2004. Dann werden im nahe gelegenen Super-Center auf insgesamt 14’500 Quadratmetern Verkaufsfläche Waren angeboten. Bis zu 5’000 zusätzliche Fahrzeuge werden dereinst die SBB-Unterführung im ‚Acherli’ täglich passieren, nicht wissend, dass vor 40 Jahren da noch nichts war…
Das waren noch Zeiten: kilometerlange Autokolonnen vor der ‚Rössli’-Barriere in Seewen. Dies war mit ein Grund, dass 1964 die SBB-Unterführung im ‚Acherli’ erstellt wurde.
Eine heute fast nicht mehr erkennbare, damals noch gepflasterte Bahnhofstrasse im Abschnitt ‚Rössli’-Barriere: die abgerissenen Häuser (v.r.n.l.) Moritz Lacher, Franz Betschart (in diesem Haus wuchs Dr. Iwan Rickenbacher auf) und im Hintergrund das Haus Ludwig Ehrler mit dem Spezerei-Lädeli.
Die ‚weltbekannte’ ‚Rössli’-Barriere mit Wärter Toni Fässler, kurz bevor der Übergang geschlossen und die Umfahrung via SBB-Unterführung ‚Acherli’ eröffnet wurde. Interessant: am linken Bildrand die grosse Gartenwirtschaft des Badhotels ‚Rössli’ mit Schatten spendenden Bäumen. Rechts die Bettwarenfabrik in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild, vor dem Grossbrand vom 30.12.1988.
Heute kaum mehr vorstellbar: viele Dutzend Arbeiter versetzen eine Bahnschiene und erstellen die ‚neue’ Bahnhofstrasse zwischen Barriere und SBB-‚Acherli’-Unterführung. Rechts: das ASCO-Gebäude. Von den links erkennbaren Gebäuden steht heute praktisch keines mehr.
1964 wurde die SBB-Unterführung im ‚Acherli’ erstellt. 1982 folgte die Realisierung einer Kreuzung (Anschluss Umfahrungsstrasse H8 Richtung Verkehrsamt) und jetzt, im Jahre 2004 entsteht bei dieser Unterführung ein grosser Kreisel.
Tausendfach befahren, doch nur wenige kennen die Geschichte um die SBB-Unterführung in Seewen. Ab September 2004 rollt der Verkehr über einen Kreisel, womit ein neues ‚Verkehrskapitel’ geöffnet wird.
(Bilder: Privatarchiv Paul Schuler und Peter Rickenbacher)